Verkehrsdezernent Wolgast erwägt jetzt doch zweispurigen Ausbau
Nichts ist für die Ewigkeit, heißt ein altes Sprichwort. Und in der Dresdner Stadtverwaltung scheint die Ewigkeit oft nicht länger als nur ein paar Monate zu dauern. Vor allem wenn es um Stadt- und Verkehrsplanung geht. Nach monatelangem Hick-Hack um den vier- oder zweispurigen Ausbau der wichtigen Verkehrsachse Königsbrücker Straße hatte man sich vor anderthalb Jahren auf die vierspurige Variante geeinigt. Im kommenden Frühjahr sollte es losgehen. Doch nun ist eine neue Variante der Ursprungslösung im Gespräch. Und die soll ein echter Kompromiss zwischen den Freunden und Feinden des vierspurigen Ausbaus werden, der im großen Stil am Jahresanfang 2002 starten soll. „Wir überlegen zur Zeit – von mir noch einmal angeregt -, ob wir nicht zusammen mit den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) eine noch bessere Lösung finden können“, kündigte Wirtschafts- und Verkehrsdezernent Rolf Wolgast (SPD) gestern gegenüber DNN einen neuen Planungsanlauf an. Seine Idee: Zumindest in dem Teilstück Katharinenstraße – Bischofsweg soll der Autoverkehr auch auf dem extra gebauten Gleiskörper für die Straßenbahn rollen dürfen. Das hieße: Die Königsbrücker würde zumindest in diesem Bereich zweispurig. Mit Zugewinn: „Die Straße hätte dann nicht diese Breite, so dass wir an den Seiten noch Geh- und Radwege unterbringen könnten“, meint Wolgast. In der vergangenen Woche erhielten die DVB-Experten von ihm schon mal den Auftrag, mehrere neue Planungsvarianten zu untersuchen. Für Mitte August ist das nächste Treffen angesetzt.
Rückblick: Im März 2000 schien die Akte Königsbrücker Straße nach jahrelangem Streit endlich geschlossen werden zu können. Der Stadtrat entschied sich für die vierspurige Variante – mit sechs Meter breiten Fahrspuren in beide Richtungen, aber ohne separaten Radweg. Hunderte von Bürgern legten beim Regierungspräsidium (RP) Einspruch gegen diese Variante ein. Und das RP trat prompt auf die Planungsbremse. Seitdem treten die Experten auf der Stelle.
Goldene Zeiten schienen den Straßenbahnen zu winken: in Computersimulationen huschten sie wieselflink über die Trasse. „Freie Fahrt für den Öffentlichen Nahverkehr“, frohlockte DVB-Chef Frank Müller-Eberstein. Die Züge sollten auf einem erhöhten, eigenen Gleisbett unbeschwert am noch so dichten Autoverkehr vorbeischweben. „Wir hängen fest“, beschreibt Müller-Eberstein die festgefahrene Diskussion.
Auch finanziell sollten sich die höher gelegten Schienen auszahlen: 30 Millionen an Bundes- und Landeszuschüssen sollten das insgesamt rund 44 Millionen Mark teure Gesamprojekt angesichts leerer kommunaler Kassen sympathischer machen. 75 Prozent Förderung – ein satter Zuschuss. Doch der wackelt jetzt, denn die Zeit drängt. „Es besteht die Gefahr, dass das Geld bald nicht mehr zur Verfügung steht“, befürchtet der DVB-Chef. Er hofft deshalb, dass die neuen Pläne auch ohne den Segen des Stadtrats vom RP grünes Licht bekommen. „Dann könnte das Verfahren vielleicht noch bis Jahresende abgeschlossen werden“, hofft Müller-Eberstein. Baubeginn wäre dann im Januar 2002.
Dresdner Neueste Nachrichten (Annette Binninger und Christoph Springer) 11. Juli 2001
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